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Cholesterin natürlich senken

Cholesterin senken mit rotem Reis

Rot fermentierter Reis entsteht, wenn man auf gekochtem weißem Reis einen bestimmten Schimmelpilz wachsen lässt. Der Edelschimmel Monascus purpureus wandelt Stärke, Eiweiße und Ballaststoffe aus dem Reis um in verschiedene andere Substanzen. Einige davon sind rote Farbstoffe - deshalb verwendet man Rotschimmelreis in China seit Jahrhunderten als natürliche Lebensmittelfarbe. Eine andere Stoffgruppe im roten Reis sind die sogenannten Monacoline. Sie haben verschiedene Wirkungen im menschlichen Körper. Interessant für den Cholesterinspiegel ist insbesondere Monacolin K: Diese Substanz ist seit 1987 als Arzneimittel auf dem Markt, unter dem Namen Lovastatin.

Roter Reis und der Cholesterinspiegel

Monacolin K bzw. Lovastatin gehört zur Gruppe der Cholesterin-Synthese-Hemmer, auch genannt: Statine. Diese Medikamente bremsen die Cholesterinherstellung in der Leber. Sie senken den Cholesterinspiegel deutlich ab, und verringern damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Statine verschreibt der Arzt bei stark erhöhten Blutfettwerten. Allerdings gibt es schwere Nebenwirkungen zu bedenken. Manche Patienten bekommen mit der Zeit starke Muskelschmerzen. Andere bekommen Leberschäden. Außerdem scheinen alle Statine mit der Zeit schleichende Nervenschäden zu verursachen. Deshalb ist die Medizin seit Jahren auf der Suche nach einer sicheren Alternative zu Statinen.

Ist Rotschimmelreis ein sicherer Ersatz für Statine?

roter Reis
roter Reis

Rot fermentierter Reis enthält so viel Monacolin K, dass die amerikanische FDA ihn im Jahr 2000 von einem frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel zu einem zulassungspflichtigen Arzneimittel hochstufte. Deutsche Behörden folgten. 2009 allerdings kippte der Europäische Gerichtshof diese Entscheidung. Seitdem gilt Rotschimmelreis in Europa wieder als Nahrungsergänzungsmittel und ist frei im Handel. Werbetexte, die ihn als "natürlichen, und deshalb sicheren" Cholesterinsenker bezeichnen, sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Es ist bewiesen, dass roter Reis den Cholesterinspiegel ebenso weit senken kann wie Statin-Tabletten(1). Was die Nebenwirkungen betrifft, gibt es dagegen keine gesicherten Daten. Die wenigen vorhandenen Forschungsergebnisse widersprechen sich. Manche Studien erklären Rotschimmelreis zu einer sicheren Ersatztherapie für Patienten, die Statine nicht vertragen. Andere Forscher finden für roten Reis die selben Nebenwirkungen wie für synthetische Statine(2). Bedenklich finden die meisten Mediziner, dass es keine Qualitätskontrollen oder allgemeinen Richtlinien gibt für Produkte mit rot fermentiertem Reis. Die einzelnen Nahrungsergänzungsmittel haben oft sehr unterschiedlichen Wirkstoffgehalt und können außer den nützlichen Monacolinen auch andere, schädliche Pilz-Substanzen enthalten.

Wem hilft Rotschimmelreis?

Roter Reis senkt den Cholesterinspiegel deutlich: Je nach Dosis werden Gesamtcholesterin und LDL um etwa ein Viertel weniger, bei manchen Patienten halbieren sich die Werte sogar(3). Bei nur leicht erhöhten Cholesterinwerten ist roter Reis also ein zu starkes Mittel, das die Blutfettwerte leicht in den allzu niedrigen Bereich treiben kann. Rotschimmelreis hat erst dann einen Sinn, wenn Ihre Blutfettwerte so stark erhöht sind, dass ein Arzt Ihnen Statine verschreiben würde: bei familiärer Hypercholesterinämie, bei einem Gesamtcholesterinwert von über 240 mg/dL und/oder einem LDL-Wert von über 190 mg/dL.

Wie viel rot fermentierten Reis sollte man einnehmen, und wie?

Die übliche Tagesdosis für Lovastatin sind 10 - 40 mg. Damit roter Reis den Cholesterinspiegel genau so weit senken kann, braucht es also mindestens 10 mg Monacolin K. Das entspricht etwa einem halben bis einem ganzen Gramm Rotschimmelreis. Ob man die Tagesmenge als einzelne Portion einnimmt oder aufgeteilt auf zwei, scheint für die Wirkung keinen Unterschied zu machen. Ebenso scheint es egal zu sein, ob man roten Reis zu einer Mahlzeit einnimmt oder nüchtern.

In Europa gibt es rot fermentierten Reis hauptsächlich als Kapseln zu kaufen. Bei den meisten Herstellern enthält jede Kapsel ein halbes Gramm Roter-Reis-Extrakt. Qualität und Wirkstoffgehalt der Produkte können schwanken, kaufen Sie deshalb nur bei vertrauenswürdigen Händlern ein, und bleiben Sie möglichst bei einer Marke.

Bevor Sie beginnen, Rotschimmelreis einzunehmen, lassen Sie Ihre Blutfettwerte bestimmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, ob rot fermentierter Reis für Sie sinnvoll ist. Je nachdem, wie weit Sie Ihren Cholesterinspiegel senken wollen, beginnen Sie mit einem halben bis einem Gramm pro Tag. Lassen Sie regelmäßig Ihre Cholesterinwerte überprüfen, und passen Sie eventuell die Tagesmenge an. Ist ein Gramm zu viel, gehen Sie herunter auf ein halbes Gramm. Wenn Sie mit einem Gramm pro Tag nicht auf die gewünschten Blutfettwerte kommen, können Sie schrittweise erhöhen auf bis zu 2,5 Gramm.

Wer darf Rotschimmelreis nicht einnehmen?

  • Für Lovastatin sind verschiedene schädliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt. Bei manchen Kombinationen kann es zu schweren Nebenwirkungen kommen: unter anderem Muskelauflösung, Nierenversagen und Nervenschäden. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Monacolin K aus rotem Reis die selben Wechselwirkungen aufweist. Nehmen Sie deshalb Rotschimmelreis nur ein, wenn Sie zur Zeit keine anderen Medikamente verwenden.
  • Bei einem bestehenden Leberschaden dürfen Sie roten Reis nur verwenden, wenn es Ihr Arzt ausdrücklich erlaubt.
  • Schwangere Frauen und stillende Mütter dürfen keinen roten Reis einnehmen, weil Monacolin K sowohl die Plazenta überwinden kann und so ins Blut des Kindes gelangt, als auch in die Muttermilch übergeht.

Autorin: Anna Siegl

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(1) Ong YC, Aziz Z. Systematic review of red yeast rice compared with simvastatin in dyslipidaemia. J Clin Pharm Ther. 2016 Apr;41(2):170-9. doi: 10.1111/jcpt.12374. Review. PubMed PMID: 26956355.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26956355
(2) Mazzanti G, Moro PA, Raschi E, Da Cas R, Menniti-Ippolito F. Adverse reactions to dietary supplements containing red yeast rice: assessment of cases from the Italian surveillance system. Br J Clin Pharmacol. 2017 Jan 17. doi: 10.1111/bcp.13171. PubMed PMID: 28093797.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28093797
(3) Liu J, Zhang J, Shi Y, Grimsgaard S, Alraek T, Fønnebø V. Chinese red yeast rice (Monascus purpureus) for primary hyperlipidemia: a meta-analysis of randomized controlled trials. Chin Med. 2006 Nov 23;1:4. PubMed PMID: 17302963; PubMed Central PMCID: PMC1761143.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17302963

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